FOTOGRAFIE
BENJAMIN FRANZ
© Urheberrecht / Copyright: Benjamin Franz
Hast du dir deine Arbeit so vorgestellt als das Praktikum im Haus der Lebenshilfe begann? Sina Pollak: „Ich bin recht vorbehaltslos, ich wenn wohin komme, mache ich mir wenig Gedanken wie das werden könnte. Es wird ja eh nicht wie man es sich vorstellt - Anton Nachreiner, der hier im Augustin-Maierhofer-Wohnheim der die Pflegekräfte anleitet, hat mich gleich viel selber machen lassen. Der Umgang im Wohnheim ist sehr familiär und die Behinderungen der Bewohner sind recht unterschiedlich. Ich habe mich aber schnell zurecht gefunden, schneller als ich das erwartet hatte“. Du Hilfst auch bei Körperwäsche, war das am Anfang schwer für Dich? Sina Pollak: „Die ersten Male war immer jemand Erfahrenes mit dabei. Die Lehrerin in der Berufsschule hat auch immer wieder betont, wir sollen uns genügend Zeit nehmen. Die natürliche Scheu legt sich und ich bin in dieses Aufgabengebiet reingewachsen. Sollte das Zuhause mal bei den Großeltern nötig sein, hab ich damit sicher keine Probleme“. Du bist sehr attraktiv Sina und pflegst einen herzlichen Umgang mit den Bewohnern, ist dir auch schon mal was Unangenehmes passiert? Sina Pollak: „Ich habe mal ein überraschendes Bussy auf die Backe gekriegt, das war nicht unangenehm, trotzdem muss ich dann mit klaren, höflichen Worten erklären, dass ich das nicht möchte. Das manche Menschen dieser Einrichtung etwas distanzloser sind als wir das von gesunden Menschen erwarten dürfen, muss auch in meine Bewertung mit einfließen. Die Schule und die Wohnheimleitung hat mich da sehr gut vorbereitet“. Ist deine „Berufung“ auch bei Gesprächen mit Freunden ein Thema? Sina Pollak: „Eigentlich nicht, es gibt ja auch die Schweigepflicht. Aber natürlich freut es mich, wenn sich wer für meinen Beruf interessiert. Oft ergeben sich halt interessante Gespräche privat unter Kollegen. Da tauscht man schon mal Tipps aus oder hört einfach nur zu, wenn dem andern ein Problem beschäftigt. Wer ein Altenheim oder ein Behindertenwohnhaus noch nicht von innen gesehen hat, kann sich kaum vorstellen was wir da machen“. Gibt es Missverständnisse und Vorurteile? Sina Pollak: „Oh ja, es gibt da sehr viele Vorurteile. Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Ich geh mit den Bewohnern Spazieren; helfe beim Anziehen; koche und backe mit den Bewohnern; bring schon mal das Essen, wenn wer krank ist; helfe bei Schreibkram; organisiere Gesellschaftsspiele; bin da, wenn jemand zum Reden gebraucht wird, oder massiere eine schmerzende Hand; mache Gymnastik, auch für Rollstuhlfahrer und begleite Ausflüge. Ich bin da wo ich gebraucht werde. Klar gehört die Hilfe bei Hygiene und Körperpflege auch zur Arbeit. „Das könnte ich nicht!“ hör ich oft. Ich kann es schon. Anfangs kostet das natürlich Überwindung und ich hatte vor allem Angst etwas falsch zu machen. Mit gebrechlichen oder behinderten Menschen zu arbeiten ist halt sehr verantwortungsvoll.“ An die praktische Prüfung denkt Sina Pollak gerne zurück. Gymnastikübungen sollte sie vorbereiten. Das Programm hatte die 17jährige den Behinderungen der Wohnheimgruppe entsprechend ausgefeilt. „Ich war furchtbar nervös.“, erzählt Sina, als sie vor den beiden Prüfern aufgefordert wurde, die Übungen zu beginnen. Dann streikte der CD-Spieler, das Fliegerlied vom Donikkl wollte nicht starten. „Ich war kurz geschockt“ erzählt sie. Dann begann Sina selber zu singen. Weil der Text in der Gruppe bekannt war, wurde aus der Gymnastikübung gleich eine lustig aktive Singstunde. „Meine Prüfer waren begeistert.“ Ihre Spontanität hat sich bezahlt gemacht. Gibt es Momente wo du Dich auch mal überfordert fühlst? Sina Pollak: „Wenn sich eine neue Situation einstellt. Zum Beispiel hatte sich eine Bewohnerin den Arm gebrochen und wollte Duschen. Dann muss ich halt schauen wie wir das praktisch erledigen können. Der Gips darf ja nicht nass werden und manche Arm-positionen bereiten der alten Dame Schmerzen. Zusammen haben wir aber auch das gelöst. Und ich darf als Pflegehelfer natürlich keine Medikamente eigenständig verabreichen“.
Wie stellst du dir deine Zukunft vor? Sina Pollack: „Ich will noch eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen und in einem Krankenhaus arbeiten. Die Erlebnisse hier sind ein wertvolle Erfahrung, aber ich freu mich schon auf die neuen Aufgaben“. „Das die Sina nicht bei uns bleibt ist sehr schade.“, sagt Anton Nachreiner, der die Pflegekräfte im Wohnheim anleitet. Wenn Praktikanten hier anfangen sieht man gleich wer für diesen Job gemacht ist oder wer es schwer haben wird. Bei manchen fällt der Abschied nicht schwer. Die Sina werden hier aber alle vermissen.

Sina

Engel mit Bestnote

Sina Pollak ist eine frischgebackene Sozialbetreuerin. Die 17jährige aus Sattelbogen hat im vergangenen Schuljahr blockweise und jeweils mittwochs ein Praktikum im Chamer Augustin-Maierhofer-Wohnheim der Lebenshilfe absolviert und die Abschlussprüfungen mit Bestnote 1 bestanden. Begonnen hat ihre Ausbildung mit einem Praktikum im Altenheim Zandt. „Meine soziale Ader ist genetisch“, scherzt Sie. Sinas Schwester ist Kinderpflegerin, die Eltern leiten in Sattelbogen eine Einrichtung des Deutschen Erholungswerks. Sina Pollak ist eine zierliche junge Frau. Das rote Haar trägt sie streng nach hinten zu einem Dutt gebunden. Vor Maria einer älteren Dame im Rollstuhl geht Sina in die Knie. „Den Menschen auf Augenhöhe begegnen.“, erklärt sie später. Marias Hände schmerzen und Sina weiß sofort was sie zu tun hat. Sanft beginnt sie die Hände der Frau im Rollstuhl zu massieren. „Des tut so gut!“, sagt Maria und strahlt den blassen Rotschopf an. Zarte, feingliedrige Finger streicheln abschließend noch über Handrücken und Unterarme eines gebrechlichen Menschen, der vom Leben gezeichnet ist. „Sina i mog di so gern.“, sagt Maria zu ihrem „Engel“.
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Sina

Engel mit Bestnote

Sina Pollak ist eine frischgebackene

Sozialbetreuerin. Die 17jährige aus

Sattelbogen hat im vergangenen Schuljahr

blockweise und jeweils mittwochs ein

Praktikum im Chamer Augustin-

Maierhofer-Wohnheim der Lebenshilfe

absolviert und die Abschlussprüfungen

mit Bestnote 1 bestanden. Begonnen hat

ihre Ausbildung mit einem Praktikum im

Altenheim Zandt. „Meine soziale Ader ist

genetisch“, scherzt Sie. Sinas Schwester ist

Kinderpflegerin, die Eltern leiten in

Sattelbogen eine Einrichtung des

Deutschen Erholungswerks.

Sina Pollak ist eine zierliche junge Frau.

Das rote Haar trägt sie streng nach hinten

zu einem Dutt gebunden. Vor Maria einer

älteren Dame im Rollstuhl geht Sina in die

Knie. „Den Menschen auf Augenhöhe

begegnen.“, erklärt sie später. Marias

Hände schmerzen und Sina weiß sofort

was sie zu tun hat. Sanft beginnt sie die

Hände der Frau im Rollstuhl zu massieren.

„Des tut so gut!“, sagt Maria und strahlt

den blassen Rotschopf an. Zarte,

feingliedrige Finger streicheln

abschließend noch über Handrücken und

Unterarme eines gebrechlichen

Menschen, der vom Leben gezeichnet ist.

„Sina i mog di so gern.“, sagt Maria zu

ihrem „Engel“.

Hast du dir deine Arbeit so vorgestellt als

das Praktikum im Haus der Lebenshilfe

begann?

Sina Pollak: „Ich bin recht vorbehaltslos,

ich wenn wohin komme, mache ich mir

wenig Gedanken wie das werden könnte.

Es wird ja eh nicht wie man es sich

vorstellt - Anton Nachreiner, der hier im

Augustin-Maierhofer-Wohnheim der die

Pflegekräfte anleitet, hat mich gleich viel

selber machen lassen. Der Umgang im

Wohnheim ist sehr familiär und die

Behinderungen der Bewohner sind recht

unterschiedlich. Ich habe mich aber

schnell zurecht gefunden, schneller als ich

das erwartet hatte“.

Du Hilfst auch bei Körperwäsche, war das

am Anfang schwer für Dich?

Sina Pollak: „Die ersten Male war immer

jemand Erfahrenes mit dabei. Die Lehrerin

in der Berufsschule hat auch immer

wieder betont, wir sollen uns genügend

Zeit nehmen. Die natürliche Scheu legt

sich und ich bin in dieses Aufgabengebiet

reingewachsen. Sollte das Zuhause mal

bei den Großeltern nötig sein, hab ich

damit sicher keine Probleme“.

Du bist sehr attraktiv Sina und pflegst

einen herzlichen Umgang mit den

Bewohnern, ist dir auch schon mal was

Unangenehmes passiert?

Sina Pollak: „Ich habe mal ein

überraschendes Bussy auf die Backe

gekriegt, das war nicht unangenehm,

trotzdem muss ich dann mit klaren,

höflichen Worten erklären, dass ich das

nicht möchte. Das manche Menschen

dieser Einrichtung etwas distanzloser sind

als wir das von gesunden Menschen

erwarten dürfen, muss auch in meine

Bewertung mit einfließen. Die Schule und

die Wohnheimleitung hat mich da sehr gut

vorbereitet“.

Ist deine „Berufung“ auch bei Gesprächen

mit Freunden ein Thema?

Sina Pollak: „Eigentlich nicht, es gibt ja

auch die Schweigepflicht. Aber natürlich

freut es mich, wenn sich wer für meinen

Beruf interessiert. Oft ergeben sich halt

interessante Gespräche privat unter

Kollegen. Da tauscht man schon mal Tipps

aus oder hört einfach nur zu, wenn dem

andern ein Problem beschäftigt. Wer ein

Altenheim oder ein Behindertenwohnhaus

noch nicht von innen gesehen hat, kann

sich kaum vorstellen was wir da machen“.

Gibt es Missverständnisse und Vorurteile?

Sina Pollak: „Oh ja, es gibt da sehr viele

Vorurteile. Mein Aufgabenbereich ist sehr

vielfältig. Ich geh mit den Bewohnern

Spazieren; helfe beim Anziehen; koche

und backe mit den Bewohnern; bring

schon mal das Essen, wenn wer krank ist;

helfe bei Schreibkram; organisiere

Gesellschaftsspiele; bin da, wenn jemand

zum Reden gebraucht wird, oder massiere

eine schmerzende Hand; mache

Gymnastik, auch für Rollstuhlfahrer und

begleite Ausflüge. Ich bin da wo ich

gebraucht werde. Klar gehört die Hilfe bei

Hygiene und Körperpflege auch zur Arbeit.

„Das könnte ich nicht!“ hör ich oft. Ich

kann es schon. Anfangs kostet das

natürlich Überwindung und ich hatte vor

allem Angst etwas falsch zu machen. Mit

gebrechlichen oder behinderten

Menschen zu arbeiten ist halt sehr

verantwortungsvoll.“

An die praktische Prüfung denkt Sina

Pollak gerne zurück. Gymnastikübungen

sollte sie vorbereiten. Das Programm

hatte die 17jährige den Behinderungen

der Wohnheimgruppe entsprechend

ausgefeilt. „Ich war furchtbar nervös.“,

erzählt Sina, als sie vor den beiden Prüfern

aufgefordert wurde, die Übungen zu

beginnen. Dann streikte der CD-Spieler,

das Fliegerlied vom Donikkl wollte nicht

starten. „Ich war kurz geschockt“ erzählt

sie. Dann begann Sina selber zu singen.

Weil der Text in der Gruppe bekannt war,

wurde aus der Gymnastikübung gleich

eine lustig aktive Singstunde. „Meine

Prüfer waren begeistert.“ Ihre Spontanität

hat sich bezahlt gemacht.

Gibt es Momente wo du Dich auch mal

überfordert fühlst?

Sina Pollak: „Wenn sich eine neue

Situation einstellt. Zum Beispiel hatte sich

eine Bewohnerin den Arm gebrochen und

wollte Duschen. Dann muss ich halt

schauen wie wir das praktisch erledigen

können. Der Gips darf ja nicht nass

werden und manche Arm-positionen

bereiten der alten Dame Schmerzen.

Zusammen haben wir aber auch das

gelöst. Und ich darf als Pflegehelfer

natürlich keine Medikamente eigenständig

verabreichen“.

Wie stellst du dir deine Zukunft vor?

Sina Pollack: „Ich will noch eine

Ausbildung zur Krankenpflegerin machen

und in einem Krankenhaus arbeiten. Die

Erlebnisse hier sind ein wertvolle

Erfahrung, aber ich freu mich schon auf

die neuen Aufgaben“.

„Das die Sina nicht bei uns bleibt ist sehr

schade.“, sagt Anton Nachreiner, der die

Pflegekräfte im Wohnheim anleitet. Wenn

Praktikanten hier anfangen sieht man

gleich wer für diesen Job gemacht ist oder

wer es schwer haben wird. Bei manchen

fällt der Abschied nicht schwer. Die Sina

werden hier aber alle vermissen.